3 Fragen an dog & SCHWOAZ

dog & SCHWOAZ-Bandleader Norbert Schermann im Interview zum neuen Album.

 

 

 

 

 

 

Wie kam es zum Titel des neuen Albums „I hob nur gschaut“?

Norbert: Darüber gibt es verschiedene Versionen. Eine, die ich gerne erzähle lautet so, dass mir einer der Pioniere der Kommunikationswissenschaft, Paul Watzlawick im Traum erschienen ist und mir vorgeschlagen hat, einen einfachen Satz an verschiedenen Stellen zu betonen. Das ergebe nämlich verschiedene Bedeutungen, aber jedes Mal einen etwas eigene Sinnvariante. Nachdem im Traum ja alles möglich ist, habe ich aus purer Neugierde ein Bisschen in seiner Bibliothek herumgestöbert. Als er mich dann gefragt hat, ob ich etwas Bestimmtes suche, habe ich geantwortet: „Ähm, nein, ich hab nur geschaut. - Na, das hast du gleich Deinen Satz!“, meinte er noch, bevor ich dann aufwachte. Und so habe ich die Übung gleich ausprobiert und siehe da: Nachdem der Ton die Musik macht, konnte ich Unterschiedliches daraus entnehmen: I hob nur gschaut / I HOB nur gschaut / I hob NUR gschaut / I hob nur GSCHAUT oder einfach ihobnurgschaut. Die eine oder andere daraus entstehende Bedeutung legte mir nahe, es sein zu lassen und wie aus einem Geschäft wieder rauszugehen, nach dem Motto: I hob NUR gschaut (obs irgendwos gabat). Gleichzeitig war allein dieser winzige Impuls derart belebend, dass die Idee, es sein zu lassen sich ins Gegenteil verwandelte nach einem anderen, ziemlich widerständigen Motto: I hob nur GSCHAUT?? Nicht mit mir! Ich bringe die Dinge auf den Boden! Gerade jetzt! Rasch war mir klar: Ich hatte bis dahin in meinem Musikerleben ohnehin nichts anderes getan, als „nur gschaut“ – nämlich in einer erwartungsvollen Weise, wohin mich ein jeweils nächster Schritt in meiner musikalischen Entwicklungsgeschichte wohl(meinend) führen würde.

 

Greife bitte einen Song aus dem Album heraus und beschreibe dessen Hintergrund?

Norbert: Einer der zentralen Songs auf dem Album ist Rust schloft nie. Ludwig Hirsch hat ja einem vom todbringenden großen schwarzen Vogel gesungen, ich habe – in guter dog&SCHWOAZ Manier, überlegt inwieweit dann ein großer weißer Vogel – am besten ein Storch – der traditionellerweise als Leben bringend angesehen wird, nicht ein passender Kontrast dazu sein könnte. War er. Ist er. Eine meiner Lieblingsmetaphern für Leben und Lebenswillen ist wach (im Sinne von aufmerksam) sein und wach bleiben so lange es geht. Wach ist man dort, wo man über das bloße „Aufbleiben“ hinaus bewusst lebt (Von hier aus besteht übrigens eine Verknüpfung mit dem Song Des wiss ma olles ned, der auf jenes destruktive, erschöpfende Wachbleiben Bezug nimmt). Und jetzt wir´s ein Bissl merkwürdig, wenn sich die grauen Zellen manchmal ihre Wege in neue Bedeutungen bahnen. Rust never sleeps, Neil Youngs legendäre Tour ist als Album im gleichen Jahr (1979) erschienen wie Ludwig Hirschs Komm großer schwarzer Vogel. Beide habe ich damals bewusst und oft gehört. So kommt eines zum anderen. Die Störche leben einerseits bei uns in Rust und andererseits bedeutet niemals zu schlafen für mich so etwas wie: Im Leben möglichst lange wach und damit eben aufmerksam zu bleiben. Da habe ich mir dann erlaubt, ihn auf diese Weise zu zitieren. Schräg, aber warum soll man so lupenreinen Elfmeter nicht genussvoll verwandeln?

 

Du präsentierst das Album im Club rhiz, wie kam das? Welche Pläne hast du noch in Bezug auf das Album?

Norbert: Das rhiz vienna ist bekannt für besonders guten Sound bei Livekonzerten und viele von den Musiker*innen, die ich besonders mag, spielen immer wieder dort. Mit ShareMan bin ich ja auch bei einem rührigen Label untergebracht, die sind für Veranstaltungen an solchen lässigen Locations rasch zu begeistern. Vom rhiz vienna aus würde ich gerne noch viele I hob nur gschaut- Konzerte mit meiner neu formierten Band spielen. Wir stehen gerne zur Verfügung. Solo werde ich viel der neune Songs in mein Programm aufnehmen und sie in reduzierter Version spielen. Jedenfalls spielen wir in der Bandformation am 23.6. nochmals im Rhiz und davor am 3.6. in Bruck an der Leitha im Rahmen der Schulhofkonzerte einen Gig mit der Kombo Der Nino aus Wien. Die Freude darüber ist riesig! (jm)

 

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